Silvester und die ersten Tage im neuen Jahr.
Entspannt war er, unser Jahreswechsel. In der sonst lebendigen und Strassengefüllten Stadt Mendoza waren am 31. Dezember alle tiendas, restaurantes und cafes geschlossen. Ausnahmslos wurde die Stadt zur Geisterstadt. Hätte ich dies nicht selbst erlebt wäre es schwer vorstellbar gewesen. Immerhin sind wir in Südamerika. Wo die Menschen Sinn fürs Feiern im Blut haben, dem Geburtsort leidenschaftlicher Tänze und knappen Tops. Aber kein grosses Rumknallern von Raketen, laute Musik, Nada!
Genau das Richtige für uns, und so machten wir vom Grill auf der Dachterasse des Hostels gebrauch. Lediglich ein Mutter-Tochter-Duo, ursprünglich aus Kolumbien leben sie nun in Dänemark, hat sich zu uns gesellt und vor lauter quatschen vergassen wir fast den Jahreswechsel.
Überhaupt konnten wir wieder in interessante Lebensgeschichten eintauchen. Ein um die 70 jähriger Holländer, Sorte alter Seekutten-Kapitän, hatte ein Bett in unserem Dorm. Er fing mit 16 an die Welt zu erkunden, meist zu Fuss und das bis Heute. Angefangen haben muss alles mit folgendem Satz seiner Mutter: Nun gut, du kannst alleine verreisen, wenn du nur bis zum 1. September, dem Schulanfang, wieder hier bist. "
Gearbeitet hat er schon in vielen Ländern als Oberkellner was mich schlussendlich nicht wunderte. Seine leichte Art auf Menschen zuzugehen ergründete sich wohl aus seiner Karriere. Ich lauschte gerne seinen Geschichten von der Polizei in Burma oder dem Zweck der Wasserflaschen die hier in Argentinien oft an den Strassen-Schreinen liegen. (diese sind nämlich für Jeden der Wasser braucht in diesen oft endlos langen und heissen Strassen frei zu nehmen. Zurückzuführen ist das auf eine Geschichte einer Frau deren Säugling noch an der Brust der Toten Mutter überlebte.)
Auch konnten wir hier ein kleines Wiedersehen mit Bekannten feiern. Hans und sein Freund Stefan (beide von der Containerverschiffung, Hans hatte das alles ursprünglich in die Wege geleitet) befanden sich zur Gleichen Zeit in der gleichen Stadt.
Als Weinliebhaber die wir sind beschlossen wir uns zu viert bei den zahlreichen Bodegas (Weingüter) eine Besichtigung zu machen. Es war ein schöner Tag mit köstlichen Weinen und einer zusätzlichen Besichtigung einer Olivenöl-Farm.
Da wir alle für die nächste Zeit den selben Weg gen Norden geplant hatten, zog es uns nun als 4er Gruppe weiter.
Ein Blick auf die Land- bzw. Strassenkarte Argentiniens zeigt nördlich vorallem eines: Strassen wie mit dem Lineal gemalt. Der nördlich liegende Chaco und die Pampa sind pures Flachland. Die Strecken müssen sich demnach um keine Hügelketten geschweige denn Berge winden.
Bei 40 Grad Celsius ohne Schattenplätze versuchen wir eine angenehmere Route auszumachen.
Zwei Nationalparks hatten aber für die letzten drei Tage schonmal für eine grobe Routenplanung gesorgt. Spärliche Orts- und Richtungsschilder plus einer Umleitung liess uns am ersten Tag ein paar extra Runden drehen.
Bei jedem Anhalten parkten die bikes nicht nebeneinander, sondern etwas verteilt jeder unter einem anderen noch so kleinen Schattenplatz ;)
Fast 200 Kilometer, einen Nationalpark-rundgang und viele Fotos später wurden Koffer aufgerissen um beim Campingplatz den Grill zu zelebrieren. Es war sehr schön verschiedene Geschichten von 4 Personen zu teilen.
Der nächste Tag begann früh, wurde bald heiss und verlief ohne Probleme auf wenig befahrenen Strassen. Jedes Anhalten löste einen Hitzestau unterm Helm aus, doch der Fahrtwind war auch nicht kühler.
Der Hammer Landschaft aber war zu verdanken, dass wir trotzdem unzählige Fotostops eingelegt haben. Die Strecke ist so weit einsehbar und trotzdem gab es alle 5 Kilometer die eindrucksvolle und malerische Mutter Natur zu bestaunen. Steinfelsen in curryrot und eine Reifenlänge später tiefschwarz. Die Schatten der Felsfomationen taten ihr übriges und verliehen den harrenden Riesen etwas lebendiges. Wie dunkle Augen die über die hitzeflirrende Strasse gieren.
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