So, nun habe ich mir wieder Zeit
genommen.
Unser Weihnachten verlief, wie schon
kurz erwähnt im vorigen Post, wirklich schön unspektakulär. Es
verlief sogar ziemlich so, wie wir es uns gewünscht hatten. Nach Übernachtungen in einfachen Hosterias/Hostels hatten wir vier Wände satt und sehnten uns nach einem Platz in der Natur. Eine leere Schotterstrasse durchs Gebirge fand sich dann noch der Nationalpark, dessen Suche wir schon fast aufgeben hatten.
Bei gutem Grill mit Longanizas (echt
verdammt gute Würste :)) und gutem Rotwein genossen wir dann den Luxus, den dortigen Campingplatz ganz fuer uns zu haben. Ein streunender Hund liess jedoch nicht lange auf sich warten und wir hatten einmal mehr unser privates Haustier.
Am morgen dann, so ganz nebenbei, viel uns ein Platten am Vorderrad der KLR auf. Offensichtlich hatte sie die Strasse tags zuvor doch nicht so gut weggesteckt. Nun hatten wir aber wirklich alles was wir für eine spontane Schlauchreparatur brauchten vor Ort: einen stabilen Tisch, fliessend Wasser, Zeit und natürlich die allzeit bereiten Werkzeuge. So gestaltete sich der Wechsel als angenehme Mechaniker-Einlage und stimmte uns froh aufs Frühstück ein :)
Kurz danach, wahrscheinlich kurz
nach der morgendlichen Bescherung, zog es die Chilener dann
Scharenweise zu den ganzen Grillstellen die grosszügig verteilt angelegt waren. Aus mit der Zweisamkeit. Kaum dass wir die ersten
Stimmen in der Ferne vernahmen füllte sich der Platz. Eine
Kaffelänge später spuckten die vielen Autos zahlreiche Menschen
aus.
Unsere ersten Sorgen über die
Lärmbelästigung am Nachmittag lösten sich aber glücklicherweise
in Luft auf. Ganz anders zu den regulären Wochenenden blieb die
Party aus. Die erwachsenen Familienmitglieder bewegten sich kaum vom
Fleck. Und wenn dann mit Teller in der Hand um Nachschub zu holen.
Vier Meter weiter beim Grill.
Ich fragte mich ob dies vielleicht
daherrührt, dass die Menschen doch sehr gläubig sind und vielleicht
am Weihnachtsmorgen speziell besinnlich gestimmt. Keine Ahnung, aber
uns wars recht.
26-31 Dezember
Nun waren wir wieder auf dem Weg nach
Santiago de Chile. Der Besuch war Zweckgebunden, da die Motorräder
auch beschenkt werden wollten. Neuer Hinterreifen, Zündkerzen etc...
Dem Internet sei dank wussten wir von einer Motorradmeile in der
Hauptstadt. Tatsächlich gab es sämtliche Motorradvertreter und
Zubehörshops konzentriert auf einer Strasse. Tip Top!
Mit neuem Reifen
unterm Arm und Zubehör im Sack marschierten wir zurück zum Hostel
wo Demian erneut die Werkzeuge auspackte. Mein mittlerweile
profilloser Reifen machte gleich dem Neuen Platz.
Trotz allem warteten dann noch unsere damals mitverschifften Pneus (einen fürs Voder- und einen fürs Hinterrad) in der Villa Kunterbunt.
So fuhren wir also wieder nach Valparaíso. Das letzte mal hierhin wurden wir gefahren, als Backpacker im Reisebus, mit Klimaanlage und in viel zu weichen grossen Sitzen. Gemuetlich streifte die Landschaft an den grossen "Schaufenstern" vorbei. Ohne die Natur zu spueren pfluegt man die Strassen ab im Bus.
In etwa so kommt mir mittlerweile der Unterschied vom Backpacker-Reisenden zum eigenstaendigen Reisen mit Motorrad vor.
Aber wir waren ja nur unterwegs um unsere eigenen Gefaehrte abzuholen, die Motorraeder gebuehrend aus dem Container zu empfangen :) Das ist nun schon mehr als 2 Monate her.
Valparaíso hatte uns jedoch nicht lange, dafuer die Strassen dorthin und raus. Der Verkehr war dichter und wilder als in der Hauptstadt Santiago, und das schon 50 Kilometer davor. Trotzdem hatten wir Martina und Enzo schnell wiedergefunden in den gewundenen und windgeschuettelten Strassen der einst wichtigsten Hafenstadt des Pazifikraumes (bis der Panamakanal erbaut wurde).
Keine 30 Minuten spaeter wurden unsere Moppeds mit je einem Reifen mehr geschmueckt. Eigentlich wollen wir ja immer eher das Gepaeck und vorallem dessen Gewicht reduzieren, aber es wird wohl nicht allzulange dauern bis die Pneus wieder an ihrem Bestimmungsplatz unter und nicht auf dem Motorrad sind :)
Weiter ging es jedenfalls nordwestlich einer zwar fahrtechnisch schoen kurvigen Kuestenstrasse entlang, die aber voller Sonnen- und vorallem Aufmerksamkeitshungrigen Urlaubern war. An den wie an einer Perlenkette aufgereihten Cafes, den Restaurants und an der Promenade ging es nur im Schritttempo vorbei. Dabei ist uns ein Cabriofahrer mit Hut in den Farben der amerikanischen Flagge aufgefallen. Der hatte uns schon beim Reinfahren nach Valparaíso unverschaemt geschnitten und nun musste er seine Huehnerbrust aufblaehen und sich an der Ampel natuerlich gleich mal wichtig machen. Wir hatten aber keine Lust auf Konversation und freuten uns auf gruenes Licht. Unglaublich aber eben leider nicht uebertrieben, hat die etwas in die Jahre gekommene Beifahrerin ihr Red Bull ganz demonstrativ in hohem Bogen auf den schoen gepflegten Rasen des Touristenortes geworfen. Dabei sogar fast Spaziergaenger getroffen.
In solch einem Moment versuche ich so offentsichtlich wie moeglich den Kopf respektive Helm zu schuetteln um mein Missfallen ausdruecken. Denn ich hatte schon oft genug Anlass anzunehmen, dass die Leute denken ein Westlicher wuerde es genauso machen und sind deswegen stolz darauf das zu zeigen. Es macht den Eindruck auf mich, dass sich manche priviligierter fuehlen wenn sie ihren Muell abladen wo sie wollen. Wie dumm doch die Menschen sind. Da heisst es immer wir haben ein sehr komplexes Gehirn....
Jedenfalls ging es dann weiter in oestlicher Richtung den Anden und somit dem Grenzpass mit Argentien entgegen. Es war kaum von der Kueste weg bruetend heiss, der Tag wurde nicht einfacher. Die Stunden flogen nur so an uns vorbei und wir suchten erfolglos nach Campingplaetzen mit gerechtfertigten Preisen. Wie so oft in Chile sind diese aber unverstaendlich hoch angesetzt. Auch vermeintliche Touristeninfos entpuppten sich einmal mehr als geschlossen oder veraltet. Sehr sehr veraltet. Die paar Hosterias die es angeblich geben soll waren laengst Geisterhaeuser.
Wir waren es mittlerweile leid unser Geld den offensichtlich nicht kuemmernden (weil so gut wie nie angeschriebenen) Uebernachtungsmoeglichkeiten nachzutragen. Also fuhren wir weiter an den immer kleiner werdenen Doerfern in der Hoffnung bald ein gutes Versteck fuers Zelt zu finden. Uebermueded und einfach geschafft vom Tag bot ich noch eine Einlage zum Abschluss. Die Strasse war mit seitlichen Wasserrinnen versehen und hohen Randsteinen. Mit etwas zu wenig Schwung bin ich mit einem Rad drueben und dem anderen Rad auf der Strasse gestanden. Na zum Glueck bekam ich einen kleinen Schubs von meinem maennlichen Begleiter :)
Der Uebernachtungsplatz war nicht weniger abenteuerlich neben einem Viadukt an geroelliger Bergwand.
"Und was wenn da Nachts so ein Steinbrocken gefallen an uns findet?"
Wir waehlten den am ehesten sicheren Platz, kochten in der Dunkelheit ein schnelles Abendessen und hatten keine Lust mehr das Zelt aufzubauen. Warm genug war es gluecklicherweise.
Der naechste Morgen. Noch etwa 40 bis 50 Kilometer bis zur Aduana. Dem Zoll. Und etwa noch 15 Kilometer bis die Serpentinen-Andenstrasse den Pass hoch beginnt.
Dankbar fuer den wirklich speziellen Uebernachtungsplatz gings weiter. Leider war mir bang zumute. Denn um unseren Platz zu verlassen galt es ein steiles und schmales Stueck mit grobem Schotter und noch groeberen Steinbrocken hinunterzukommen. Eine Strecke die so ziemlich alles vereint was fuer mich eine Herausforderung auf dem Motorrad ist. Waere die Strecke nur halb so steil, oder doppelt so breit, ... so haette ich sicherlich weniger gezittert..... :) Aber ich hatte es dann doch geschafft.
Die letzten 2000 chilenischen Pesos (ca 3 euro) wollten wir dann noch an der letzten Tanke loswerden und nervten uns ein paar Kilometer weiter über unsere Vergesslichkeit. Es galt nämlich noch eine Mautstelle zu bezahlen pffff ;) Also mussten unsere Argentinischen Pesos herhalten.
Am Zoll selbst waren wir trotz Blechschlange zeitig durch. Entgegen unserer Befürchtung dass es Probleme mit dem Rüberbringen von neuen Reifen geben könnte, hat das Niemanden interessiert.
Mit grossen Augen durchfuhren eine Strecke der Anden welche keine klaren Worte fassen lässt. Meist reicht es nur für Oooohs und Woooows!! Hier befindet sich der Nationalpark des höchsten Berges ausserhalb Asiens (6962 m). Seine weisse Spitze konnten wir erspähen. Als Menschen auf zwei Rädern kamen wir uns sehr klein vor in dieser Gebirgslandschaft. Es führt stetig runter in eine immernoch spannende Gegend mit Weitsicht auf die vielen Berg- und Hügelketten.
Wie eine Fotomontage wirken die unterschiedlichen Formen und Farben der vielen Erhebungen in der Ferne. Der erste grössere Ort verrät sich schon von Weitem durch das plötzlich viele Grün der Flora. Uspallata heisst es hier und kaum ist man reingefahren, ist man auch schon wieder draussen. An der Kreuzung spielt sich das Zentrum ab. Eine Tankstelle, Touristeninfo, interessanterweise ein Casino und zwei kleine supermercados, die eher den Charakter von Kiosken haben.
Der Tag war inzwischen so heiss dass wir beim camping municipal nur noch die Hängematten aufhängen wollten um eine siesta zu halten.
Erstaunt waren wir als für die kleine Gruppe in unserer Nähe plötzlich grosse Musikboxen hertransportiert wurden.... Wie sich herausstellte war das irgendeine superreligiöse Gruppe die sentimentale Floskeln und Liedchen zum Besten gaben... grrr :)
Nächster Tag- super Strasse
Wir wählten die nordöstlichen statt der vielbefahrenen südöstlichen Strecke nach Mendoza und wurden nicht enttäuscht. Wieder kaum raus aus Uspallata leuchteten die Gesteine nur so entgegen. Hier wurde auch der Film mit Brad Pitt ;) "sieben Jahre in Tibet" gedreht. Echt haaaammer Kulisse. Und eine reine Schotterstrecke die sich windend durch die Gegend zieht. Wir brauchten für die etwa 100 Kilomter fast 3 Stunden da wir endlich mal wieder zum fotografieren angeregt waren.
In Mendoza selbst spielten wir wieder das Spiel "Mensch ärgere dich nicht"... So gut versteckten sich die Campings mal wieder.... Noch ärgerlicher waren aber die absolut astronomischen Preise. Ca 20 Dollar sollte es kosten. Da gings weiter zur Touristinfo wo es wifi gab und wir suchten uns für weniger! Geld ein Hostel raus. Wirklich erstaunlich dass man für die gleiche Summe ein Bett, eine Küche und weiteres bekommt statt nur einem Stück Rasen fürs Zelt. Wer geht dann hier noch Zelten? Aber gut, die Plätze haben auch zum gähnen leer ausgesehen. Selber schuld.
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