Dienstag, 24. Dezember 2013

Ende Carretera Austral -- Glaciar Perito Moreno

Die Carretera Austral war eines der Höhepunkte unserer bisherigen Reise. Hier nun die Fortsetzung :).


Vor Cochrane, haben wir uns entschlossen Villa O"Higgins nicht zu machen. Bräuchten wir ja Benzin für min. 500 km aufwärts für diese Sackgasse. Am ende der Carretera gibt es nur ein kleines Dörfchen, was uns sehr gereitzt hat. Leider ist die Entfernung doch zu gross und es gibt kein Benzin. Mehrere Fähren muss man auch noch benutzen, was unser Tagesbudget erheblich hochtreibt.
Trotzdem, wer sich in der Gegend herumtreibt sollte die Strecke machen. Es soll eine umwerfende "ende-der-Welt" Landschaft geben.
Oben im Bild: der wasserreichste Fluss Chiles.... ich sollte mich angewöhnen die Namen aufzuschreiben :).


....mischt sich mit einem Wasserlauf von einem Gletscher. Das eine Wasser ist türkis-grün, sein Gegenüber "Cafe con Leche" ( Kaffe mit Milch ).


Nachdem wir zwei Stunden neben dem Lago Buenos Aires in den Süden gefahren sind, ging es endlich in den Osten. Über den letzten Grenzübergang nach Argentinien.
Die Landschaft war wieder umwerfend. Es gab vor allem sehr viel Wild und kein Verkehr.


Die Strasse verliert sich in der Ferne. Der Schotter ist fest... !awesome! :).
Nach unserem Reiseführer ist es ein Nationalpark "in-the-making", und das wohl seit 2007, denn so alt ist unser Buch :). 
Uns kann es nur recht sein. Somit keine Eintrittsgebühren und dem dazugehörigen Massentourismus.
Leider hat Chile eine Angewohnheit, für Nationalparks, unheimlich viel zu verlangen. Vor allem für Ausländer. Höhepunkt ist der Nationalpark Torres del Paine im Süden. 
40 Us Dollar pro Person ist nicht gerade wenig wenn man länger reisen möchte. Ausserdem sind das meist die Attraktionen welche im Rampenlicht stehen. Wer sich auf Abwegen traut wird mindest genau so schönes finden. Hat sich bei uns oft bewahrheitet.
Die Einheimischen haben meist die besten Tipps :).


Wir haben etliche Guanaco Herden aufgeschreckt. Sie sind verwandt mit den Lamas. Plüschig, geschickt und schnell sind sie uns aus dem Weg gegangen. Voll putzig :).
Nun zum "non-veggie" im Manne :) . 
Diese Tiere sind geschützt. Jeder darf ein Guanaco jagen. Das Fleisch soll eines der gesündesten überhaupt sein. Ich schätze wie Gangoroofleisch. Leider konnten wir es bis jetzt nicht probieren, da es niemand hat. Irgendwie essen die Argentinier wohl lieber Rind.  Gewerbliches schlachten ist nicht erlaub ( zum Glück).
Ein Campingbesitzer meinte ich soll mir doch ruhig eines Jagen gehen .... lol :). 
Neben den Guanacos gibt es unheimlich viele Hasen. Die Nager rennen gerne vor dem Motorrad der Strasse entlang. Sobald man Ihnen irgendwannmal doch nahe kommt, können sie nochmal einen Zahn zulegen. Das sieht irrwitzig aus :). Sind verdammt schnell.
Folgendes Tier sollte auch erwähnt werden: Halbgrosser-Strauss ...
Ihr könnt Euch gar nicht ausmalen was so ein Strauss, mit 20-30 Kücken hintendrann, für eine Staubwolke auslösen kann. Lachkrampf inklusive.
Dann gibt es noch Füchse (sehr klein) und super getarnte Perlhühner. Letztere sonnen sich gerne auf der Strasse. Man verwechselt sie zu einfach mit grossen Steinen. Instinktiv bleiben sie völlig ruhig.... bis sie dann doch losrennen. Durch pures Glück haben wir noch keine überfahren. Im ganzen zum Glück kein einziges Tier.
Zum überfahren gäbte es nähmlich genug. Und die meisten handeln vollkommen unterbelichtet. Selbst wenn man schon komplett abgebremst hat, können sie einem seitlich ins Motorrad rennen.
Ich denke die Ursache liegt an den fehlenden Predatoren. Wirklich Vorsichtig oder ängstlich ist die Fauna überhaupt nicht. Das kenne ich komplett anders aus Venezuela.
Den Guanacos kann man sich zum Teil bis auf 5 Meter nähern, cool was ?


Die Schotterstrassen sind immer einwandfrei gepflegt. Das schlimmste was man vofinden kann ist das sogenannte "Wellblech".
Durch das Beschleunigen von Fahrzeugen, entstehen quer zu der Fahrban kleine Rillen. Der Abstand, von Kamm zu Kamm, kann 20cm bis zu 1 Meter sein. Zum Teil können diese Hügel 20-30cm hoch sein.
Ihr könnt Euch vorstellen wie das Motorrad samt Inhalt und Fahrer durchgeschüttelt wird. Die Reifen verlieren Haftung und das Lenken wird schwammig.
Das einzige was Abhilfe schafft, ist die Geschwindigkeit erhöhen. Bei kurzen Abständen reicht schon 35-45 Km/h .... und bei grossen muss man zum Teil schon  70-90 Km/h fahren. Dann springen die Reifen von einem Kamm zum nächsten ohne das Tal zu berühren.

Meist ist man so konzentriert das man die Landschaft vollkomen vergisst. Man hat auch keine Zeit zum aufschauen. Der Spassfaktor ist aber enorm :).


Weit unten im Süden sind die Anden nicht mehr so hoch, breit und zerklüftet wie im Norden. Fruchtbare Täler und Hochebenen, wie oben im Bild, findet man öfter. Sie sind auch viel einfacher und schneller zu passieren.


Diese Gegend ist so unheimlich Fotogen. Komisch das kaum jemand sie kannte. Alle Reisende welche wir kennengelernt haben, benutzten den weiter nördlichen und mehr frequentierten Pass.
Wir wollten hier eigentlich Zelten, war es doch schon 17:00 Uhr. Laut unseren Reiseführer sollten noch verlassene Campings kommen, welche man benutzen kann. Leider haben wir später erfahren das wir sie schon längst passiert haben.


Ein Guanaco der noch nicht weggerannt ist :).




In der Ferne sieht man eine kleine Guanacoherde.


Leider hat sich das Wetter dann plötzlich verändert. Es kamen sehr schnell Wolken und Wind auf. Bevor wir uns versahen, ging die Sicht runter und es fing an zu regnen.
Und dann kam unser erstes, und sicher nicht letztes, Erlebnis. 

Obwohl uns immer bewusst ist, das wir ein Risiko eingehen, sind wir immer wieder von neuem erstaunt wie schnell sich die Situationen ändern können.
Noch kurz eine kleine Erklärung. Da Carina meist auf Schotter eher langsamer fährt als ich, fahre ich meist voraus und kann so immer wieder anhalten und Fotos schiessen. Meist nach 3-6 Minuten schliesst sie dann auf. 
Unsere abgemachte Wartezeit, vor dem umkehren, ist 10 Minuten. 
Bei der obigen Strecke, brauchte ich viel Zeit für die Fotos. Somit bin ich zurückgeblieben.
Als das Wetter plötzlich, für die Anden nicht ungewöhnlich, sich änderte, machte ich mich ans aufholen.
Nach etwa 15 min. fahren kam ich in ein Tal welches weite Sicht erlaubte. Carinas Rücklicht war nirgends zu sehen. Da ich mehr als 5-8km gefahren bin, hätte ich Carina schon längst treffen sollen. 
Ich machte mir langsam Sorgen. 
Ich hielt an. Suchte den Horizont nach ein Licht ab. Nichts. Mir wurde bewusst das ich Carina überholt haben muss. Auf der Strasse war sie nicht. Sie hätte schon längst umkehren sollen. 
Langsam kam mir die Befürchtung, das sie vielleicht über die Strasse hinaus geschossen ist, und nun unter dem Motorrad eingeklemmt ist.
Ich entschloss mich fürs umkehren. Ich würd sie schnell finden, dacht ich mir. Es gab kaum Büsche und das Gras war nicht hoch.
So weit so gut. Dann kam es passend.
Die KLR wollte nicht anspringen. Klassiker.... oder ? Sonst zickt sie nie. Ausser nur die paar male durch Selbstverschulden. Dieses mal war es auch Selbstverschuldung, wie ich später herausfand.
Nach vielen erfolglosen probieren, wollte ich den Tank abbauen um an die Kerzen zu kommen. Nur.... ein Teil des Werkzeugs hat Carina.

Mittlerweile war die Sonne komplett weg, und der Regen flog Horizontal. Der Wind nahm immer mehr zu. Dämmerung setzte sich ein, obwohl es noch locker 3-4 Sonnenstunden gäbe.
Ich zog mein Regenzeug an, nahm Taschenlampe, Wertsachen und Messer. Ich lief die, mir schier endlosen Ebene, zurück.
Ein Teil fing ich an zu joggen, um mich warm zu halten und um die Strecke schneller zu bewältigen.
Von Zeit zu Zeit schaute ich zurück, ob ich nicht doch ein Licht ausmachen konnte. Das ging soweit bis ich mein Motorrad am Strassenrand nicht mehr ausmachen konnte.
Mittlerweile war ich mir vollkommen sicher das ich Carina überholt haben muss. Den Sie wäre schon längst umgekehrt.
Und dann sah ich ein schwaches Licht. Nur eines, also ein Motorrad. Es kam aber nicht von meiner Laufrichtung, sondern hinter mir. Also habe ich sie doch nicht überholt.
Erleichtert und plötzlich wütend machte ich mich auf den Rückweg zum meinem Bike. Ich war sauer das Carina sich nicht an unserer Abmachung gehalten hat. Haben wir es doch so oft durchgenommen. 
Ich lag aber komplett falsch in meiner voreiligen Richtung. Carina konnte durch den starken Wind auf dieser schmalen Strasse nicht kehren. Als sie beim Manöver von der Strasse abkam, blieb sie stecken und kam nicht mehr von alleine frei.
Zum Glück war unweit die Aduana ( Zoll ). Dort hat sie Hilfe gefunden. 
Als wir wieder zusammen waren, machten wir uns an die KLR, welche dann auch schnell lief. Wir fuhren zu der Aduana de Chile. 
Der kleine Aussenposten war nur von zwei Carabineros und einem Dieselgenerator bewohnt. Sofort haben sie uns einen Holzofen angemacht. Wir haben uns getrocknet und heissen Tee getrunken.
Auf meine Frage, ob wir hier  übernachten können, zeigte er uns ein verlassenes Zollgebäude. Hier haben wir unseren Schlaf gefunden.
Es war nicht ganz winddicht aber dafür mussten wir unser Zelt nicht im, mittlerweile, Schneesturm aufstellen.
Am nächsten Tag war es kalt aber trocken und schön. Die Zöllner versorgten uns nochmal richtig und machten unsere Papiere. Und das war bereits unser kleines Abenteuer.

Ich wollte Euch diese Geschichte nicht vorenthalten. Zeigt es doch den waren Charakter einer Motorradreise. Es ist unheimlich schön, frei und atemberaubend. Der Umschwung kann aber so prompt passieren das man gar nicht weiss wie einem geschieht.
Unsere Reise besteht nicht nur aus schönen Fotos und blauen Himmel. Es hat bei weitem mehr Charakter. Es kann sehr anstregend sein. Von kleinen blöden Dingen bis zu gefährlichen Situationen.
Ihr müsst jetzt aber keine Angst haben, wir wissen auf was wir uns einlassen. Im Gesamtpacket ist es wirklich ein Abenteuer. Und ich möchte nichts missen. Hat es uns doch zu dem geformt was wir nun sind.

So ist das Bikerleben .... :) Ride on !!


Noch ein letztes Foto vor dem Sturm :).


Die Farben sind in Realität noch kräftiger. Diese Gegend war bestückt mit etlosen Hügeln, und alle hatten solche extreme Sedimentsschichten.



Geil was ? Dafür sind wir am cruisen :) 
Sobald wir in Argentinien waren, haben wir uns ein Hotel geleistet und haben ein Trocknungs-Tag eingelegt. Dann ging es in den Süden. Auf el Chalten. Ein kleines Mekka für Kletterfreaks.


Die Anden, mit dem berühmten Fitz Roy.


Wir haben sogar mal etwas anderes gemacht als nur Biken. Wir sind wandern gegangen. Leider etwas viel Leute unterwegs, aber es war schön.


Etwa hier hat sich Carinas Sohle von dem Stiefel gelöst ...hehe.


Noch ein Abschiedsfoto von el Chalten. Für uns nicht so das Wahre. War aber cool sich wieder unter Backpacker zu mischen :).


Unser übliches Frühstück zur Mittagszeit :). Wie immer begleitet von einer schönen Aussicht.


El Calafate. Perito Moreno Gletscher. Eine Touristenatraktion wie der Eifelturm. Ist aber echt cool. Vor allem das dauernde bersten und knacken aus den Eisspalten. Wenn sich mal ein grosses Stück löst und in den See fällt, donnert es laut :).


Touristen in Sommerröckchen und Blusen..... wir in warmer, winddichten Motorradbekleidung..... hrhrhrh :). So hatten wir einige Platformen nur für uns :D.


Das Teil ist so gross. Man bekommt nicht alles in Foto :O.


Schöner Gletscher oben .... nicht ? :)



Da gibt es einige Eiswürfel. Nach dem Gletscher haben wir uns ein Whisky gekauft.....komisch. :)



...... noch zum Schluss: FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN DA DRAUSSEN !!! :)

Chillan, Chile.

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