Ich will euch damit nicht nerven, ich hatte den Bericht schon zwischenzeitlich angefangen und wollte ihn noch beenden.Viel Spass
Dakar
Wer kennt sie nicht? Die legendäre
(Paris)- Dakar? Wie ich vermute ist das diesjährige Rennen auch bei
euch auf die ein oder andere Weise zu Ohren gekommen.
Jedes Jahr findet sie statt und ein
wohl jeder Motorradfahrer wäre gerne einmal selbst vor Ort gewesen.
Nun, wir waren es :) Es gibt viele
Anhänger die einzig und allein den Weg hierher machen um es gesehen
zu haben. Hierher bedeutet nach Argentinien, Chile und Bolivien –
wo die Route 2014 entlangführt. Eine Rally die in ca 4 Wochen auf 5000 Kilometern durch Wüste, Gebirge und nasse Gebiete führt. 5000 Kilometer!! Krass oder? Tagesetappen von ca. 700 Kilometer verlangen das fast schon Übermenschliche.
Man kann sich vorstellen, dass sich
seit mehreren Wochen vieles um die Rally dreht. So haben wir zwar
keinen speziellen Zeitplan verfolgt, uns aber trotzdem gefreut dass die Reise sich zur
richtigen Zeit am richtigen Ort bewegt. Da das Rennen dieses Jahr
bei manchen Abschnitten getrennt stattfindet hatten wir das Glück in
Belen alle Fahrzeugkategorien an uns vorbeibrettern zu sehen.
Enduros, Quads, Rennwagen und Lastwagen haben uns an diesem Tag einen
wahren Staubregen verpasst. Die Gegend war so trocken und sandig (und
heiss) dass sich jedesmal eine kurzweilige Staubwand aufbaute. Aber
was für ein Erlebnis! Dank des Sandes kamen wir in den Genuss die 2
oder 4 Räder um die Kurven driften zu sehen.
Dabei war man als Zuschauer keine 2
Meter vom Geschehen entfernt. Anders als ich es mir vorgestellt hatte
konnte man direkt neben der schmalen Rennpassage zuschauen. Ich
dachte es gäbe strikte Regelungen und Abgrenzungen, aber das hat
mich überrascht. So nah dran zu sein war der Hammer. Oder auch
gefährlich. Wäre nicht das erstemal das ein Fahrzeug die Kurve
nicht kriegt ( im wahrsten Sinne des Wortes).
Jedenfalls hat sich Anfangs alles etwas
verzögert. Wir haben das erstemal auf der Reise gebrauch von unserem
Handy gemacht, da wir Zeitig aufstehen wollten. Kaffee, Zelt abbauen
und packen musste alles vor halb Acht erledigt sein. Der angesetzte
Zeitpunkt an dem die ersten wahnsinns Gefährte am Zuschauerbereich
vorbeirasen sollte war etwa 8 Uhr. Daraus wurde mindestens 9 und hat
sich ganz schön gezogen. Innerhalb der nächsten 3-4 Stunden durften
wir uns also einstauben lassen.
Zurück bei den geparkten Motorrädern (unseren
;)) hat uns ein Typ dann noch erklärt, dass ein Rennfahrer
(ebenfalls Motorrad, aber seines ;)) dringend Nafta (=Benzin)
benötigte. Er hat uns das deswegen erzählt, weil der sich das
Benzin von Demians KLR abgezapft hat. Aber nur dringend benötigte 2
oder 3 Literchen. Wir waren nicht böse :)
(aber auch wieder erstaunt. Auch hier
hätte ich mit mehr Supportfahrzeugen und dem vorhandnen Benzinvorrat
gerechnet.)
Und als ob der Tag nicht schon
aufregend genug gewesen wäre, wars erst 13 Uhr und liess so noch
Platz für weitere Abenteuer (auch unerfreuliche, aber dazu gleich).
Erstmal gings für uns weiter Richtung
Cafayte im Norden. Und nicht nur für uns, sondern auch für die
Dakar-Fahrer. Zum nächsten Abschnitt des Rennens mussten sie die,
wie jeder andere auch, die Routa 40 nehmen. Natürlich wird hier in
den regionalen Radios seit Tagen die Route publiziert. Das hatte zur
Folge dass sich aaaaalllleeee Anwohner, bewaffnet mit Kameras,
Vuvuzelas und Bannern, sich am Strassenrand zur Lauer legten. Das
wiederum bedeutete, dass jedes grössere Mopped über 250 kubik-cm
für ein Dakarfahrzeug gehalten wurde. Einschliesslich wir ;) looool
So wurden wir angewunken, angeschriehen
und angehimmelt haha. Unser Vorbeifahren ist nun auf zig Fotos und
Videos festgehalten. War ja schon nicht schlecht ;)
Ein bitterer Beigeschmack hatte das
ganze aber. Die Rennfahrer sind auch auf der Übergangsroute gefahren
wie von der Tarantel gestoch. Total bescheuerte Überholmanöver,
auch in Dorfzentren. Schade dieses Machogehabe. Das andere Gesicht
von Rühmlichkeiten eben.
Vorallem auf der langen
Schotter-Baustelle wars kein Spass.
Das schlimmste aber folgt noch. Aber
schonmal vorweg: es ist alles relativ gut gegangen.
Nach den vielen verwinkelten Strassen
durch ein kleines Dörfchen waren wir schon fast wieder am
Dorfausgang. Wie aus dem Nichts auf guter Teerstrasse hat Demian die
KLR ganz schön schiefgestellt?!? Ich drosselte die Geschwindigkeit
sofort da ich nicht sehen konnte was der Grund war. Kein Loch im
Strassenbelag, kein Öl oder sonst was. Ich dachte noch dass er im
nächsten Moment gleich wieder in vorgesehener vertikaler Lage sein
wird. Doch dann wumm, Demian legt es samt Motorrad linksseitig auf
die Strasse. Die KLR driftet nicht weg sondern zieht ihn viele Meter
mit. Ausgestreckte Hand, Helm und linke Körperseite schleifen am
Boden entlang. Schocksekunde. Sein Visir kommt mir entgegen. Bitte
bitte beweg dich doch. Ich kann mich nur noch auf das Anhalten
konzentrieren. Erst keine Bewegung. Angst. Dann steht er ohne
Probleme auf und ich renne hin. Zig Leute versammeln sich schon. Puh,
ihm geht es gut. Der Vorderreifen hat plötzlich viel Luft verloren
und das bike liess sich nicht mehr steuern. Wie auf Eis. Erschrocken
und wohl auch gerührt von unserem Erleichterungs-Kuss helfen alle
von der Strasse wegzukommen. Sogleich packen wir Werkzeuge aus und
machen uns an den Reifen (bzw. Demian). Das Schlauchventil hats
einfach rausgerissen und ein grosses Loch hinterlassen!!
Schnell war alles wieder flott und nach einigen Fotoeinlagen wollten wir nur noch bis zum naechsten groesseren Dorf.
Keine 30 Kilometer weiter waren wir in Santa Maria und fanden sogleich eine Touristeninfo. Diese hatte uns aber nur bestaetigt was wir uns schon ausmalten: alle Hostals waren voll besetzt. Der Dakar wegen.Da auf die schlechte Nachricht aber die gute Nachricht eines Campingplatzes folgte schwingten wir uns gleich wieder auf die Moppeds. Der camping municipal war unschlagbar guenstig. Da lohnt sich noch nicht mal muehsames Suchen fuers wildcampen. So hatten wir einen Tisch, eine parilla und Dusche - und Demian die Aussicht auf einen ruhigen Tag um Gedanken zu ordnen.
Den naechsten Tag wollten wirs wissen. Koennte vielleicht der Grund fuer die Schlauchmisere gefunden werden? Mal wieder wurde demontiert und geschraubt, aber nix auffaelliges gefunden werden. Wirklich dummes Gefuehl, aber es scheint schlichweg Pech gewesen zu sein. Ein bisschen Hitze, etwas Schotterpiste und vielleicht ein nicht allzu gutes Ventil?!?
Gerade wenn man keinen einfach erklaerbaren Grund fuer so ein Geschehniss hat vergraebt sich ein Ungutes Gefuehl in die Gedanken. Wenn man keinen Einfluss hat. Wenn man alle Vorsichtsmassnahmen im mechanischen sowie im fahrtechnischen Sinn getroffen hat.
Es gibt keine Garantie, keine totale Sicherheit. Tatsachen die uns wiedereinmal mit aller Wucht vor Augen gefuehrt wurden.
Zweifel sehe ich aber nicht unbedingt als negativ. Uns fuehrten sie in ein langes Gespraech ueber das Leben, das Abenteuer und das Unvorhergesehene. Ueber Tiefs in welche man offensichtlich nur allzuschnell fallen kann. Aber eben auch das Hochgefuehl als menschliches Wesen auf zwei Raedern so vieles Moeglich machen zu koennen.
Deswegen ueberfaerbt die Freude auch die Bedenken. Auch wenn vorallem ich langsam wahnsinnig gespannt auf die Strassen in der Regensaison in Bolivien bin. Gespannt im Sinne von angespannt. Ja wirklich, das wird wohl die naechste Herausforderung.
Zurueck zu unserem "Ruhetag". Wiedereinmal wars heiss und die Sonne musste sich erst gegen Abend den Himmel mit Wolken teilen. Dann aber so richtig. Es war schon dunkel und wir in unserem Zelt. Film schauen. Das naehernde tosende Geraeusch um uns deuteten wir als Regenfront. Aus dem Regen wurde aber nix. Neeeeiiiin, Es musste natuerlich gleich Hagel sein. Von der Sorte "wenn schon denn schon". Da hats Mengen an Eis heruntergeknallt dass innert Minuten alles nur noch weiss war. Weiss und nass und instant kuehl.
Als Schutz nur eine Zeltwand zu haben war ein spezielles Gefuehl. Die Knaller schmerzten richtig auf der Hand, als wir versuchten den Stoff von Innen zu stabilisieren. Ich habe in Gedanken schon ueberlegt was ich alles auf mich legen koennte, falls alles reisst. Aber fast etwas ueberraschend hat unser Zelt gehalten . Mit ein bisschen Wasser am Fussende konnten wir dann eine ruhige Nacht verbringen.
Die Fahrt von Santa Maria nach Salta
Eigentlich wollten wir ja nach unserem Dakar-Erlebnis den 2 Tage spaeter stattfindenden Ruhetag der Dakar in Salta miterleben. Der Unfall hat uns aber zu mehr Ruhe gebeten und wir gingens langsamer an. Mit einem Zwischenstopp im sehr geschaeftigen Cafayate (vooolller Hippie Backpacker) gings gestern zur grossen Stadt Salta.
Und die Fahrt dorthin war einfach mal wieder hammer. Meine Guete, ich hoffe ich langweile euch nicht schon. Aber jedesmal, jeden Tag wenn die Landschaft so unglaublich ist dass wir alle 10 Kilometer fuer Fotos stehenbleiben, dann kommt am naechsten Tag fast noch eine Steigerung.
Wenn ich kurz in Adjektiven beschreiben muesste: curryrot leuchtende Felsen, kurvige Strassen, maerchenhafte Sedimentschichten, saftiggruene Wiesen und Waelder.
Teils bilden die steilen roten Felshaenge richtige kleine Minicanyons. An diesen Orten ist es nur allzuleicht zu verstehen, dass viele Kulturen an Naturgeister glauben. Mystisch und gewaltig schoen.
Fotos folgen :)
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