Mittwoch, 12. Februar 2014

Heisse Fahrt durch heisses Land reloaded


Wir haben unsere treuen Gefährte mal wieder geschunden- sind ja auch „Fahr“-Zeuge und keine „Steh“-Zeuge :)
Nach den Tagen in und um Salta mussten wir irgendwann mal starten auf die ruta 16. Wie schon erwähnt eine Strecke die uns leichtes Unbehangen bereitete da sooo lang, sooo gerade und demnach zu urteilen so unspektakulär und wahrscheinlich trocken und heiß.

Auch über unser Lieblings Internetforum für Motorradverrückte Reisende konnten wir nicht viel von dem 800 km geraden, geteerten Schnitt durchs Land erfahren. Einzig auf den Landkarten reihten sich in geringer Anzahl so namhafte Orte wie „Pampa del Infierno“ und „Rio Muerto“ (Pampa des Höllenfeuers und toter Fluss).
Unser Plan sah eine Übernachtung vor auf dieser Strecke. Wenn möglich günstiges Hostel oder wildcampen.
Mit 7 Litern Wasser und Essbarem das auch nach 1 Tag in heissen Koffern noch geniessbar ist traten wir unsere Fahrt ins Ungewisse an. 
Zu unserer Überraschung tat sich aber auch nach 200 Kilometern noch immer keine menschenfeindliche Einöde auf. Das hatten wir offentsichtlich falsch eingeschätzt. Der ganze Landstrich ist kein Baum-verlassenes Fleckchen Erde, sondern gesegnet mit grüner Flora und viel Weideland dazwischen. Wenn auch sehr sehr heiß.

So flimmerte dieser Tag an uns vorüber als hätten wir ihn nur geträumt. Als hätte ein Schalter im Kopf Gefühle ausgeschaltet um nur noch für die Hitze-Empfindung Platz zu machen.

Ehe wir uns versahen trugen uns die Stunden durch 460 km Tagesziel. Die Ortschaften dazwischen waren teils grösser als gedacht und teils genau das was erwartet: geschätzte 50 Seelen Niederlassungen mit kleinen einfachen Lehmhäusern. Die Familien schienen dabei an den Schatten-spendenden Vordächern der Behausungen zu kleben. Still-Leben

Der Verkehr war ok. Es gab Autos mit offenen Fenstern und dann diese meist sauber polierten mit geschlossenen Fenstern.
 Keine Frage- Klimaanlagen auf Hochtouren.
 Nonstop, auch bei 60 Minuten Pausen an Tankstellen wird der Motor nicht abgestellt um es selbst schön kühl zu haben, aber andere akkustisch zu belästigen.
Vorallem letztere gehören auch der Spezies der Bleifüsse am Gas und abenteuerlichen Überholmanövern an. Bei den vielen Stunden unterm Helm fängt man an mit Gedanken zu jonglieren. So habe ich mir ein "Spiel" daraus gemacht, den Überholenden Autos Noten für ihre Überholmanöver zu geben :) Die Meisten bekommen schlechte Noten.


Uuuh, und der Strassenbelag. Der hatte teils Wellen wie von hoher See gepeitscht. Gemeine Deformationen die man erst sieht wenn man gerade drüberschiesst und sich das Schienbein schön an den Fussrasten anschlägt. So wie ich :)

Jedenfalls hatten wir ganz kurz-entschlossen einen Rastplatz als Übernachtungsstätte erkoren und uns dann eine Klimaanlage gewünscht. Oder einen Ventilator. Es war auch nachts noch so heiß dass wir im eigen Saft gebraten versuchten zu schlafen.

Der nächste Tag stimmte uns aber insofern fröhlich, da eine kleinere Tagesetappe vor uns lag. Wieder gefüllt mit viel Hitze fuhren wir durch eine Gegend mit vielen Getreidefabriken. Die grossen Gerüste der Beförderungsanlagen des Getreides sah schon von Weitem immer irgendwie surreal aus.

In der Stadt Resistencia angekommen fanden wir gleich einen Campingplatz und zu unserer Freude keine 100 Meter daneben ein kleines Einkaufszentrum mit Kino.
Wir blieben trotzdem nur eine Nacht da der Platz nur auf den ersten Blick annehmbar schien. Die WC Anlagen gehören unter unsere top ten der haarsträubendsten.

Zusätzlich hat uns ein Arbeiter offenbart dass hier bekanntlich viel und oft geklaut wird. Also haben wir erstmal alles zur Reception gebracht und die Motorräder sicher geparkt bevor wir uns zum herrlich kühlen Kino begaben.

Tja und Nachts dann wurde ich von Demians Stimme wach die irgendwas auf spanisch zu murmeln schien. (Ja, wir konnten tatsächlich schlafen bei der Hitze)
Im nächsten Moment meinte er zu mir, er wäre gerade von einem Reissverschluss-Geräusch aufgewacht und sah schon eine Hand an seinem Kopf vorbeisausen und eine Gestalt wegrennen.
Demian ist also noch im richtigen Moment aufgewacht bevor sich ein Unbekannter unsere Taschen aneignen konnte. Diese Dreistigkeit auch direkt in Zelte einzudringen und das 10 cm vorbei an schlafenden Menschen zeugt schon von einer ziemlich niedrigen Moral.

Wir hatten genug von der Hitze im Zelt und dieser hitzigen Moraleinstellung dass wir uns für den nächsten Tag ein Zimmer gönnten. Sogar mit Klima ausgestattet und Internet verweilten wir fast den ganzen Tag dort :)

Am nächsten Tag starteten wir wissend eventuell mit Korruption Bekanntschaft zu machen.
Die Polizei bei Corrientes lässt nach Berichten kaum Gelgenheiten aus an unehrliches Geld zu kommen. Als Motorradfahrer mit grossem Bike ist man natürlich nicht gerade inkognito unterwegs. Man sticht eher raus wie ein bunter Hund. Ein ausländischer bunter Hund.
Und weil ausländische Touristen sich kaum wehren und zu oft sowie zu schnell ihre Hand in die Geldtasche schieben scheinen die leichte Beute.

Auch wenn die Anschuldigungen oft aus der Luft gegriffen sind.
Wir sind aber ohne Kontrollen die ruta 12 vorwärtsgekommen. Eine Strecke auf der immerwieder mal ein Buschfeuer bis zum Strassenrand für noch heissere Temperaturen sorgte.

Und trotzdem fühlt sich hier die Sonne freundlicher an. Immer mehr und mehr Palmen, Papageien und Farne begleiteten uns auf dem Weg den Tropen entgegen.
Jepp, wir sind definitiv in den Tropen angekommen.
Es ist so wahnsinnig schön. Schon alleine diese mächtige Natur an der man sich überall bedienen kann ruft Urlaubsgefühle wach.

Wir befinden uns nun am Rio Parana dessen Wasser von Brasilien kommend die Länder Brasilien mit Paraguay und danach Paraguay mit Argentinien trennt.

In dem am Fluss liegenden Dorf Ituzaingo (welches uns die zum knuffen putzige Putzfrau angepriesen hat) kämpften wir uns durch sandverschüttete Strasse zu den Campingplätzen.

Nach einigen Versuchen fanden wir ein kleines Paradies. Ein Campingplatz voller Avocado-, Mango- und Limettenbäumen. Aus Bambushainen drangen Geräusche von unbekanntem Getier und mehrmals am Tag besuchte eine Affenfamilie die Baumdächer über unserem Zelt.

Das Grundstück des Besitzers, ein netter und sehr zufrieden wirkender älterer Mann, wird dabei sogar durch einen eigenen Ufer-Strandbereich getoppt. Wirklich wahnsinn! Das saubere Wasser des Flusses und der richtig schöne, kleine Sandtrand bescherte uns ganz unerwartet schöne Tage im Wasser und in den Hängematten :)
Wir waren schon fast versucht dem Herr ein Angebot fürs Grundstück zu machen :)

Am letzen Abend haben wir uns sogar über ein herannahendes Gewitter gefreut, versprach es doch herrliche Abkühlung in der Nacht.
Wir konnten frühzeitig das Zelt zusammenpacken und uns in den quincho (so etwas wie ein ueberdachter Platz mit Tisch) retten. Alles Hab und Gut wurde unters Dach gepackt und die Konstruktion erlaubte uns unsere Haengematten aufzuhaengen wo wir trotz leicht schraegem Regenfall uns wieder unserer Nachtruhe widmen konnten ;) Das war echt toll


--> soooo in der Zwischenzeit ist wieder einiges passiert. Wir haben momentan nur sporadisch Internet und somit werde ich mich dann mal ans "offline-schreiben" machen. Ich verrate mal soviel: wir sind jetzt von Gastfreundschaft in Paraguay umgeben!!


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